- Überblick
- Verhaftung von Migranten
- Zirkulation der Erfahrungen
- Chronik des Aufstands
- Sicherheitszonen und neues Grenzregime
- Fazit
- Vue d’ensemble
- Arrestation de migrants
- Circulation de l’information
- Chronique du soulèvement
- Zones de sécurité et nouveau statut des frontières
- Bilan
- Le modèle de gouvernement de Ben Ali
- La vague des hausses de prix
- Des milieux séparés
- Un autre langage
"Migrantinnen und Migranten, Bodenschätze, Sicherheitszonen. Aufstand in den Phosphatgebieten Tunesiens"(2009)
1. Überblick
Seit Januar 2008 befinden sich die Menschen in den tunesischen Phosphatgebieten im Aufstand. Hunderte Jugendliche sind wegen der ständigen Razzien aus dieser wüstenartigen Grenzregion nahe bei Algerien in die Berge oder in die Küstenstädte geflüchtet. Polizei und Militär haben die Phosphatgebiete von der Außenwelt abgeschnitten. Was die Kunde von dem Aufstand betrifft, herrscht ein organisierter Black-Out. Tunesische Migrantinnen und Migranten in Europa durchbrechen diese Blockade.
Die gesamte Region befindet sich wirtschaftlich und sicherheitspolitisch im Umbruch. Die Phosphatförderung wird mit Investitionen in Milliardenhöhe vom Bergbau auf den Tagebau umgestellt. Der Preis des Roh-Phosphats war auf dem Weltmarkt über Jahrzehnte stabil. Nun hat er sich in knapp drei Jahren versiebenfacht, von 40 Dollar pro Tonne (2006) auf 323 Dollar (3/2008). Und er steigt weiter. Die staatlich kontrollierte tunesische „Compagnie des Phosphates de Gafsa“ (CPG), die das Monopol auf Phosphatförderung hat, soll im letzten Jahr 700 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet haben. [1]
Riesige Maschinen fressen inzwischen die Berge an. Die arbeitsintensive Stollenwirtschaft hat ausgedient. Die Ansässigen – inzwischen auch viele Hochschulabsolventinnen und - absolventen – finden kaum noch Arbeit. Die Mechanisierung der Phosphatförderung hat in den letzten dreißig Jahren die Zahl der Beschäftigten von 14.000 auf 5.000 Personen sinken lassen. Die wenigen Neuangestellten kommen von Auswärts, aus den „Netzwerken der Macht“. Außerdem ist der traditionelle Schmuggel zum Erliegen gekommen, seit 2007/2008 die Grenze zu Algerien hermetisch überwacht wird. Die Region wird zu einer umfassenden „antiterroristischen“ Sicherheitszone umgebaut. Am Rande der Phosphatgebiete, in der Oase Tozeur, plant der deutsch-französische Rüstungskonzern EADS einen Weltraumbahnhof für die Europäische Union. In Tozeur sind die renommiertesten Golfplätze des Landes entstanden. Durch all diese Veränderungen verlieren die 170.000 Bewohner der Region ihre Einkommens- und Lebensgrundlagen.
Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie sich der Zugriff auf die Rohstoffe verändert hat – von den Bergwerken des Kolonialismus zu den heutigen globalisierten Sicherheitszonen der Rohstoff-Förderung. Was bedeutet dies für die sozialen Auseinandersetzungen ? Mein Augenmerk richte ich auf die besondere Rolle, die Migrantinnen und Migranten spielen. Sie durchbrechen durch ihre Bewegungsformen das Konzept der Sicherheitszonen. Sie werden zu Botschafterinnen/Botschaftern der lokalen Aufstände.
Einleitend ein Überblick zur Geschichte der Region : Aus Afrika und Nahost stammen 84,6 Prozent der weltweiten gehandelten Phosphate. Nordafrika (Marokko, Tunesien und bald auch Algerien) liegt hier auf dem Spitzenplatz. Die hundertzwanzigjährige Geschichte der dortigen Phosphatförderung ist eng mit Aufstand und Niedergang der frühen internationalen anarchokommunistischen Bewegung Nordafrikas verbunden. Mit dem Eisenbahnbau und den Bergwerken entstand im Landesinneren der damaligen Kolonialgebiete eine „frontier“- Bewegung aus nomadischer, berber-, tunesischer, algerischer, libyscher, maltesischer, italienischer, korsischer und französischer Arbeiterbevölkerung. [2] Phosphat war vor hundert Jahren das Erdöl des Imperialismus. Die Geschichte des Raubbaus war gleichzeitig die Geschichte einer widerständigen neuen Gesellschaftlichkeit – einer mörderischen kolonialistischen Repression und gesundheitsschädlicher Arbeitsbedingungen : Die Staublunge ist bei der Phosphatförderung die übliche Berufskrankheit. Sie brachte den Bergarbeitern über Generationen hinweg den frühen Tod. Die Pneumokoniose ist heutzutage in der Region allgegenwärtig. Die Verarbeitungsanlagen des Rohstoffs wirbeln den Staub in die nahegelegenen Orte, die wie mit Schnee bedeckt aussehen. [3]
Im Zuge des Wirtschaftsprotektionismus und der Sozialpolitik der 1930er und 1940er Jahre wurde die mobile vielsprachige Klasse der Region zerschlagen und national-arabisch eingehegt, mit relativ privilegierten Siedlungsanlagen, abgezäunt und sozial abgegrenzt von anderen Bevölkerungsteilen der Region. Nach der Unabhängigkeit setzten die nordafrikanischen Staaten das Produktions- und Gesellschaftsmuster bis in die 1980er Jahre fort. Dann geriet dieses sozialstaatliche Rudiment in die Krise.
Das Bourghiba-Regime konnte nach der Unabhängigkeit die dortige Guerilla kaum unter Kontrolle bekommen. Bekannte antikolonialistische Kämpfer der Region ließ es ermorden. Eine der größten Militärkasernen des Landes entstand in Gafsa, der Hauptstadt der Region. Das Militär wurde mehrmals auf die Straße geschickt, um Aufstände zu zerschlagen. [4] 1981 versuchten bewaffnete Gruppen, von hier aus das Bourghiba-Regime zu stürzen. 1984 wurde die Phosphatregion zum tunesischen Epizentrum der „Brotunruhen“, die gleichzeitig in vielen Ländern der „Dritten Welt“ als Antwort auf die IWF-Strategien ausbrachen. Die Denkfabriken, die die Brotunruhen ins Visier nahmen, entwickelten auf dieser Folie das Konzept eines globalen Sicherheitsstaats, d.h. der Zonierung der Armut und der globalen polizeilich-militärischen Sicherung der Rohstoffgebiete. [5]
Ausgehend von Südtunesien legte ein Streik im Transportsektor im Jahr 2000 das Land lahm.
Der Streik weitete sich aus : Die Studentinnen und Studenten kamen hinzu. Die Arbeitslosen nahmen ebenfalls an vorderster Stelle teil. Immer mehr öffentliche Gebäude wurden angegriffen. Als sich Erdölarbeiter in der südtunesischen Stadt Sfax der Bewegung anschlossen, zerschlug die Polizei alle Demonstrationen im ganzen Lande und verhaftete Hunderte Personen. [6]
Sporadischen Unruhen seit den 1980er Jahren, die die Region erfassten, und der aktuelle Aufstand erinnern in manchen Aspekten an die Kämpfe in den europäischen Kohlebergwerksregionen, in Lothringen und Wales beispielsweise. Doch Kontext und Essenz sind anders : Über die Rohstoffausbeutung werden heute weltweit die allergrößten Gewinne gemacht. In Zeiten irrsinniger Geldvernichtung und einer neuen Lebensmittelkrise kommt die Rohstoffausbeutung einer Lizenz des Gelddruckens gleich. Die globale polizeiliche und militärische Neuaufstellung richtet sich danach. Sie zentriert sich auf den kapitalintensiven Zugriff auf die Rohstoffregionen. Dieser Kontext lässt eher an 1979, an den Aufstand im Iran in der damaligen Energie- und Lebensmittelkrise denken. Doch neu ist, dass der jetzige Aufstand in einer Region mit nur 170.000 Einwohnern Züge eines Überlebenskampfs trägt. Die Einkommensquellen der Bevölkerung werden zerstört.
2. Verhaftung von Migranten
Am 1. August 2008 wurde der 29-jährige Essghaier Belkhiri im Hafen von Tunis verhaftet. Er lebt im französischen Nantes und befand sich auf der Reise zu seinem Herkunftsort Redeyef, dem Zentrum des derzeitigen Aufstands. Als er aus der Autofähre herauskam, warteten bereits die Häscher auf ihn.
Hunderttausende Migrantinnen und Migranten fahren im Sommer mit den Autofähren über das Mittelmeer zu ihren Familienangehörigen. In Europa unterliegen sie nicht nur der allgemeinen Ausländerüberwachung, sondern werden mit den Mitteln des Antiterrorismus in Kooperation mit den nordafrikanischen Behörden erfasst. Die Einreisekontrolle beginnt bereits mit dem Ticketkauf der Schiffspassage. Auf dem Schiff finden dann die ersten Kontrollformalitäten statt. Im tunesischen Hafen gibt es riesige Autostau-Anlagen, durch die man geschleust wird.
Jedes Auto und jedes Gepäckstück wird minutiös durchsucht. Es ist anzunehmen, dass die Polizei den Migranten Essghaier Belkhiri nach seiner Verhaftung alsbald gefoltert hat [7]. Am 4. Juli soll er dem Haftrichter in Gafsa in Südwesttunesien vorgeführt worden sein, unter denselben Beschuldigungen wie Hunderte andere, die in den Sommermonaten in der Phosphat-Region verhaftet wurden. Nur : Essghaier Belkhiri hat gar nicht an den Aufständen teilgenommen. Dennoch hat ihn der Haftrichter ins Gefängnis werfen lassen. Einige Wochen später änderte sich der Vorwurf. Weil er ein wenig Bargeld dabei hatte, habe er vorgehabt, „die Rebellion zu finanzieren“. Deswegen drohen ihm nun bis zu zwanzig Jahre Haft, erklärt sein Bruder Naceur : „Aber das Geld war nur ein Vorwand. Man verzeiht ihm nicht, dass er in Nantes [in Frankreich] an den Unterstützungsdemonstrationen für die Bevölkerung von Redeyef teilgenommen hat.“ Es ist gängige Praxis der tunesischen Polizei, dass sie wahllos verhaftet und foltert, um dadurch Aussagen und Beschuldigungen anderer zu erlangen – vor allem : um einzuschüchtern und um Angst zu säen. Diese und weitere Verhaftungen von Einreisenden zu Ferienbeginn sorgten dafür, dass zahlreiche MigrantInnen aus Europa auf ihre Sommerfahrt zu ihren Angehörigen im tunesischen Phosphatgebiet verzichten [8]. Auf dem Europäischen Sozialforum am 20./21. September 2008 im schwedischen Malmö wurde bekannt, dass die tunesische Staatsanwaltschaft (Gafsa) Strafverfahren gegen 37 tunesischstämmige Migrantinnen und Migranten in Frankreich eröffnet habe. Ihnen wird „Bandenbildung“ und die Vorbereitung von Anschlägen vorgeworfen. Tatsächlich geht es darum, dass sie in Solidarität für die aufständische Bevölkerung in den tunesischen Phosphatgebieten aktiv sind. Unter den Verfolgten ist auch Mohiedine Cherbib, Vorsitzender der „Fédération des tunisiens pour une citoyenneté des deux rives“ (FTCR) [9] und Mitglied des „Comité pour le respect des libertés et des droits de l’Homme en Tunisie“ (CRLDHT) [10]. Stets hat die Einkesselung zum Repertoire der Aufstandsbekämpfung gehört. Neu ist aber, dass dies mit den Mitteln des migrationsfeindlichen Grenzregimes und der Elektronik des Antiterrorismus betrieben wird. Die Kriminalisierung solidarischen Verhaltens orientiert sich offenkundig an dem Begriff der grenzüberschreitenden „Bande“, entwickelt an der Bekämpfung der illegalisierten Migration und anhand der antiterroristischen Fahndungen.
3. Zirkulation der Erfahrungen
In der französischen Stadt Nantes wohnt die größte migrantische Community, die aus der tunesischen Phosphatregion stammt. Diesen Migrantinnen/Migranten und ihren aktiven Verbindungen nach Südwesttunesien ist es zu verdanken, dass die Kunde vom Aufstand durchgedrungen ist. Die Auftstandsnachrichten verbreiten sich nicht mehr mit der Weitergabe von Tonkassetten wie vor 20 Jahren, sondern mit Hilfe des Telefons. Die Aufständischen verschicken unzählige Mini-Videos von Demonstrationen und Aktionen per Handy, anschließend werden sie in Europa ins Netz gestellt. Wenn man Ortsnamen wie „Redeyef“ in die Internet-Suchmaschinen eingibt, erhält man unter den ersten 100 Suchergebnissen weder Tourismuswerbung noch wirtschaftsrelevante Daten, und auch keine schriftlichen Aufstandsberichte, sondern nur YouTube, YouTube, YouTube mit besagten Aufnahmen. Dennoch wurde der Aufstand im ersten Halbjahr 2008 außerhalb der Aufstandsregion überhaupt nicht wahrgenommen. Es gibt in den tunesischen Medien keine ernsthafte Berichterstattung, keinerlei Bilder und keinerlei indirekte Hinweise auf die gravierenden Ereignisse. Die Zensur der Medien und die Selbstzensur funktionieren. Es sind keine Maßregelungen von Journalistinnen und Journalisten bekannt, und an den Universitäten oder auf öffentlichen Plätzen des Landes gab und gibt es keine Plakate, die von dem Aufstand künden. Die zugelassenen Gewerkschaften stehen auch in diesem Falle auf Regierungsseite und schweigen. (Manche lokalen Gewerkschafter haben sich allerdings deswegen von ihrer Dachorganisation getrennt.) Die Internetseiten, auf denen Berichte und Videos zu den Aufständen zu finden sind, kann man von Tunesien aus nicht aufrufen. Ein digitaler Sicherheitsapparat, aufgebaut von europäischen und tunesischen Polizeien, Geheimdiensten sowie dem tunesischen Part des Siemenskonzerns, sucht und sperrt die Webseiten, auf denen zum Thema berichtet wird. In der internationalen Öffentlichkeit gibt es kein Interesse, auf Aufstände in Nordafrika und Nahost einzugehen, die sich nicht dem bellizistischen Interpretationsschema des „Kampfs der Kulturen“ fügen wollen. [11] Die Phosphatregion ist für Journalistinnen/Journalisten de facto gesperrt. Einige wenige Vertreter von Menschenrechtsorganisationen konnten nach internationalen Protesten die Region zeitweise betreten.
Erst als seit Juni 2008 tunesischstämmige Migrantinnen und Migranten in Frankreich, Belgien und Italien auf die Straße gehen, Gebäude besetzen und mannigfachen Protest artikulieren, wird die Informationsblockade durchbrochen. In der Folge kommt es zu Demonstrationsversuchen auch in der Hauptstadt und anderswo in Tunesien, die aber polizeilich zerschlagen werden. Le Monde Diplomatique widmet in ihrer Juli-Ausgabe (2008) dem Aufstand eine Seite.
Die Zirkulation von Erfahrungen durch Migrantinnen und Migranten gewinnt ihre Bedeutung nicht nur als ein soziales Phänomen, das man „Globalisierung von unten“ nennen kann. In Zeiten von Aufständen oder gar Kriegen, oder allgemeiner : In Zeiten der neuen Sicherheitszonen unterläuft der persönliche Erfahrungsaustausch die Blockierungen des Personenverkehrs und der Informationsflüsse.
4. Chronik des Aufstands
Im Januar 2008 sollten altersbedingt freiwerdende Arbeitsplätze bei der staatlichen Phosphatgesellschaft CFG (Compagnie des phosphates de Gafsa) neu besetzt werden. Tausend Personen hatten sich auf 81 Plätze beworben. Niemand aus der Region wurde eingestellt.
Daraufhin traten die Beschäftigten der CFG in den Ausstand. Vor allem Frauen gingen in den Kleinstädten Redeyef (Redayef) (30.000 Einwohner/innen), Oum Elaraïes (Laârayes) und Métlaoui auf die Straße, um zu demonstrieren. Unter den Frauen waren viele Witwen von Bergarbeitern, die durch Arbeitsunfälle oder Berufskrankheiten gestorben sind. Die Gewerkschaftszentralen wurden besetzt und zu den Zentren des Aufstands. Bergarbeiter, Hausfrauen und arbeitslose Hochschulabsolvent/inn/en schlugen ab dem 7. Januar 2008 Zelte auf den Zuggleisen auf, um so die Phosphatindustrie zu blockieren. Eineinhalb Monate hielten sie die Zeltblockade durch. Eine Gruppe von arbeitslosen Hochschulabsolventinnen und - absolventen trat in den Hungerstreik. Bald ging es in den Kämpfen nicht mehr nur um die Arbeitsplätze, sondern um die Lebensbedingungen, um die Teuerungen, um die fehlenden Einkommensmöglichkeiten und um die politisch-polizeiliche Willkür : In der Stadt Redeyef beispielsweise ist der Machthaber zugleich Unternehmer, Abgeordneter der Regierungspartei und lokaler Regierungschef.
Die Regierung beschränkte sich anfangs darauf, die gesamte Region polizeilich einzukreisen und von der Außenwelt abzuschneiden. Die Eskalation im Innern der Region begann im April 2008. Die Polizei griff die wöchentlichen, dann häufig täglichen Demonstrationen frontal an, führte Razzien im Umkreis von Gewerkschaftern durch, die sich auf die Seite der Demonstranten geschlagen haben (Boujemaa Echrayti, der Grundschullehrer Adnane Hajji u.a.), und verhaftete Dutzende Personen, die auf den Versammlungen häufiger aufgetreten sind. Die Demonstrant/inn/en griffen die Polizeikaserne mit Steinen und Molotowcocktails an. Der Druck stieg so schnell an, dass die Behörden die meisten Verhafteten nach zwei Wochen wieder freilassen musste. Nach kurzer Zeit wurden sie und andere aber erneut festgenommen. [12] Seit April gehörten Steinwürfe der Demonstrant/inn/en und Knüppel, Wasserwerfer, Tränengas und der Einsatz von Hunden durch die Polizei zum Alltag der Phosphatstädte.
Am 8. April sind Lehrer, Inspektoren, Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Gymnasiallehrer von Redeyef aus Protest gegen die Verhaftungswelle in einen eintägigen Streik getreten. Dutzende Familien von Arbeitslosen haben sich am 16. April aus Protest ins algerisch-tunesische Grenzgebiet geflüchtet, wo sie auf algerischer Seite (bei Bir El Ater, 89 km südlich der Wilaya Tébessa, hinter dem Douar Aïcha Oum Chouicha) Zelte aufgeschlagen haben. Sie fordern Verhandlungen mit den tunesischen Behörden. Seit Mitte April sind in Redeyef die Schulen, die Geschäfte und alle Einrichtungen geschlossen. Die Stadt befindet sich im Ausnahmezustand. Die Polizei plündert tagsüber nach und nach die Geschäfte und Wohnhäuser. Nahrungsmittel, Kleidung und Handys nehmen sie mit. Nachts patrouillieren Jugendgruppen zum Schutz der Geschäfte und Häuser, nur mit Steinen bewaffnet. Am 28. April organisierten 300 arbeitslose Hochschulabsolventen ein Sit- In vor der Phosphatgesellschaft in Gafsa. Phosphatarbeiter, die durch Arbeitsunfälle invalide geworden sind, trafen sich zu Protestmeetings vor dem Sitz der Regionalregierung. Vor dem Gemeindeamt demonstrierten die Bauarbeiter. Vor dem Sitz der Regierungspartei RCD demonstrierten Behinderte. Die Protestierenden errichteten Straßensperren an den Zufahrtsstraßen nach Gafsa und Metlaoui.
Am 6. Mai starb der 26-jährige arbeitslose Hichem Ben Jeddou El Aleimi bei einer Besetzungsaktion. Der 21-jährige Taoufik Ben Salah fiel ins Koma. Sie hatten mit anderen das Kraftwerk in Oum Lârayes besetzt, um die Wasserpumpen der zentralen Phosphatanlage der CPG lahmzulegen. Jugendliche besetzten nach dem beabsichtigten Stromausfall die Strommasten. Eine schnelle Eingreiftruppe der Polizei intervenierte, verschoss Tränengas in das besetzte E-Werk und stellte die Anlage wieder an. Mehrere Personen erhielten heftige Stromschläge. Die Erste Hilfe rückte erst Stunden nach dem tödlichen Unfall an. Am Nachmittag des 7. Mai verließen Tausende Einwohner/innen von Redeyef aus Überdruss gegen die Polizeibesetzung ihre Stadt, um sie marodierenden Polizeikräften zu überlassen. Sie wollten für eine unbestimmte Zeit auf die algerische Seite wegziehen. Doch am Abend kehrten sie auf Druck der Gewerkschafter zurück.
Ende Mai ging die Polizei mit Tränengas gegen demonstrierende Frauen vor, die ein Meeting in Solidarität mit den vierzehn Arbeitern abhielten. Die Arbeiter befinden sich aus Protest gegen ihre Entlassung seit dem 15. Mai im Hungerstreik. Es kam im Anschluss daran zu Straßenschlachten. Die ersten Prozesse gegen aufständische Jugendliche des Bergbaugebiets endeten mit mehrmonatigen Gefängnisstrafen.
Seit Mitte Mai scheint sich der Unmut in die Nachbarregionen auszuweiten. Am 22. Mai blockierte die Bevölkerung einiger Vororte von Sfax die Zufahrt zum Erdölfeld Hannibal, das von British Gas betrieben wird, ebenfalls aus Protest gegen Neueinstellungen, die die Ansässigen leer ausgingen ließen. British Gas beschäftigt nunmehr bevorzugt Philippinen, Malaysier und Ägypter.
Anfang Juni demonstrierten in der Stadt Feriana – in einer Nachbarregion nahe der algerischen Grenze – Schülerinnen und Schüler, es kam zu Straßenschlachten. Auslöser war, dass die Lokalverwaltung die Vertreibung der ambulanten Händler angeordnet hatte. Im Gegenzug kam es zu einem Angriff auf den politisch Verantwortlichen der Aktion. Tags darauf wurden dreißig Schülerinnen und Schüler sowie protestierende arbeitslose Jugendliche von der Polizei verhaftet und die meisten in Schnellverfahren abgeurteilt. [13] In der Nachbarregion Hassi El-Ferid nahe der algerischen Grenze soll die Bevölkerung vier Beamte der Garde Nationale entführt und an einem unbekannten Ort versteckt haben. Sie fordern, dass die Behörden Tierfutter ausgeben. Die Viehhaltung wird dort wegen der Trockenheit und wegen des unterbundenen Schmuggels über die Grenze immer schwieriger.
Am 2. Juni starb in Redeyef der Jugendliche Nabil Chagra, als er auf einer Demonstration junger Arbeitsloser von einem Auto erfasst wurde. Am 5. Juni eröffnete die Polizei in Redeyef das Feuer auf die protestierende Menge und tötete den 22-jährigen Hafnaoui Ben Ridha Hafnaoui Maghzaoui. 26 Personen wurden durch Schüsse verletzt, zumeist in den Rücken. Die Polizei schoss danach Tränengasgranaten in die Wohnhäuser hinein und setzte Wasserwerfer ein. Ende September 2008 erlag der 27-jährige Abdelkhaleq Ben Mbarek Ben Ahmed Amidi den Schussverletzungen jenes Tages.
Am 6. Juni rückte die Armee mit Panzerwagen und Lastwagen in die Phosphatgebiete ein und ging an den wichtigsten Plätzen der Städte in Stellung. Einen Tag später, am 7. Juni, wurde der erschossene Demonstrant beigesetzt. Das Begräbnis, an dem 5.000 Personen teilnahmen (auch viele Frauen – eine Ausnahme nach der islamischen Tradition) wurde vom Militär begleitet. [14]
In einem Regierungsprogramm sollen 700 Jugendliche im Mai/Juni in Oum Larayès von der dortigen Näherei als Praktikant/inn/en für monatlich umgerechnet 50 Euro eingestellt worden sein. Danach standen sie wieder auf der Straße. Auch 50 Hochschulabsolvent/inn/en sollen in der Region bei einem Umweltprojekt als Praktikant/inn/en kurzfristig eingestellt worden sein, aber nur für einen Monat.
Seit Mitte Juni führte die Polizei Razzien auch außerhalb der Phosphatgebiete durch, insbesondere in dem benachbarten Governorat Tozeur. Polizeiliche Überfälle finden dort in den Cafés, auf Märkten und an den Bushaltestellen statt. Jugendliche aus Redeyef, die sich zu Verwandten in die Region Tozeur geflüchtet hatten, wurden dabei festgenommen. Viele Jugendliche haben sich auch in die Berge geflüchtet. Sie sollen durch die polizeilichmilitärische Besetzung der Städte und Straßen ausgehungert werden. In Redeyef wohnen jetzt nur noch Alte, Frauen und Kinder. Die Läden sind geplündert und bleiben geschlossen. Am 29. Juni versuchten linke Gruppen, in einigen Städten mit Demonstrationen die Bevölkerung in den Phosphatgebieten zu unterstützen. Die Polizei blockierte die Zufahrtswege und zerschlug alle Demonstrationsversuche. Seit dem Ferienmonat August laufen Gerichtsverfahren gegen ungefähr 150 Personen aus den Aufstandsgebieten. Die Gerichte lehnten es ab, die Aussagen der Angeklagten über ihre Folter in Polizeihaft ins Verhandlungsprotokoll aufzunehmen.
In denselben Juni-Tagen, als die Polizei in Redeyef auf die demonstrierende Menge schoss und dann das Militär eingesetzt wurde, kam es zu mehrtägigen Aufständen der Bevölkerung in der algerischen Stadt Oran und der marokkanischen Stadt Sidi Ifni. Unter Polizeikugeln starben dort ebenfalls mehrere Personen. Auch wenn die Auslöser der Unruhen unterschiedlich waren, erscheinen die aufrührenden sozialen Hintergründe doch als gemeinsames Moment. Die internationale Presse weist auf die politisch-wirtschaftliche Blockierung vor allem der Jugendlichen in den Ländern hin. [15]
5. Sicherheitszonen und neues Grenzregime
Auch auf der anderen Seite der tunesisch-algerischen Grenze beginnen gigantische Phosphat- Tagebauarbeiten. Am 3. Februar 2008 genehmigte der algerische Staat die Assoziierung der „Entreprise Nationale du Fer et du Phosphate“ (Ferphos) mit der „Engro Chemical Pakistan“, die an der Börse von Karachi notiert ist, um einen Industriekomplex zur Förderung des algerischen Phosphats am Berg Djebel-Onk bei Bouchegouf im Nordosten Algeriens zu schaffen. Vorgesehen sind Investitionen von 1,5 Mrd. Dollar. Die Eisenbahn und der nahe gelegene Hafen sollen ausgebaut werden. In derselben Region entstehen weitere Phosphatabbaugebiete für 3 Mrd. Dollar Investitionen bis 2010, die Förderung soll verdoppelt werden. [16]
Die tunesisch-algerische Grenze wird im Zuge dieser Wirtschaftsformierungen und unter dem Zeichen des Antiterrorismus aufgerüstet und sicherheitspolitisch neu gestaltet. Schmuggel und unregistrierter Grenzverkehr sollen unterbunden werden. Die lokale Bevölkerung und die mobilen Jugendlichen der innermaghrebinischen Migration werden als tendenzielle Bedrohung wahrgenommen.
Es ist damit zu rechnen, dass asiatische Arbeitskräfte – technische Spezialisten wie Facharbeiter – für die Rohstoffausbeutung in den Sicherheitszonen angeworben werden. In Algerien ist dies bereits bei einigen Großprojekten der Fall. Die Asiaten werden in Barackenunterkünften unter einem besonderen Kontrollregime von der Bevölkerung getrennt gehalten.
Der Sicherheitswahn rund um Grenzen und Rohstoffausbeutung gebiert militärtechnische Labore. Derzeit sind militärische Spezialeinheiten mit der Räumung von mehreren Millionen Landminen in den maghrebinischen Grenzgebieten befasst. Die Minen sind eine Hinterlassenschaft des Kolonialismus.
Die Personenkontrollen in der Wüste – ob nun in den Rohstoff-Sicherheitsgebieten oder an den Grenzen – sind besonders schwierig, weil es häufig keine Zaunanlagen gibt. Ähnlich wie bei Meeresüberquerungen wird in den „Häfen“, in den Oasen, und auf den Zufahrtswegen kontrolliert. Verdächtige Konvois in der algerisch-malischen Wüste laufen Gefahr, aus der Luft bombardiert zu werden. Die Verdachtsmomente bilden ein Amalgam : Es könnte sich um Tuareg-Aufständische, um Waffenhändler, um unkontrollierte Bewegungen lokaler Nomadenstämme oder um islamistische Terroristen handeln. Verdacht entsteht, wenn diese Bewegungen nicht an Ausgangspunkten oder an Transitstationen identifiziert werden können. Die unbemannte Luftüberwachung scheint zum militärischen Mantra der globalen Sicherheitszonen zu werden. Das algerische Militär versucht derzeit, in Kooperation mit dem brasilianischen und südafrikanischen Militär eine Satellitenüberwachung der Grenzregionen aufzubauen. Die libysche Regierung sammelt bei der italienischen Regierung und bei der EU Gelder für eine Satellitenüberwachung der Sahara-Grenzen ein. [17] Im erklärten Visier sind die sogenannte „illegale Migration“ aus Afrika nach Europa wie auch der islamistische Terrorismus. Dass eine generelle Sicherheitsblockade gegenüber der mobilen Bevölkerung in den Regionen der Rohstoffreserven beabsichtigt ist, steht nicht in den Verlautbarungen. [18] Die US-Außenministerin Rice empfahl bei ihrem Staatsbesuch in Algier am 7. September 2008 nachdrücklich, die maghrebinischen Grenztechnologien mithilfe des USLuftüberwachungs- Knowhows der irakisch-syrischen Grenzregion aufzurüsten. Zuvor hatte eine gewaltige Anschlagsserie das Land erschüttert. Die USA erwarten eine entsprechende „formelle Unterstützungsanforderung Algeriens“. [19] Die Anschläge selbst hatten allem Anschein nichts mit Grenzen und Grenzüberschreitungen zu tun, die militärtechnologische Antwort zielt aber offensichtlich auf die Herstellung von Grenzsicherheitszonen – Modell Irakkrieg.
6. Fazit
Die Auseinandersetzung mit den sozialen Kämpfen in den Gebieten der Rohstoffausbeutung und der polizeilich-militärischen Sicherheitszonen eröffnet eine Zukunftsperspektive jenseits der angebotenen herrschenden Polarisierung nach dem 11. September 2001. Die migrantischen Netze transportieren Erfahrungen, von denen man in den Metropolen „noch nie gehört hat“ – trotz des scheinbaren Informationsüberflusses. Dieser Erfahrungsaustausch – und wohl nur dieser Erfahrungsaustausch ! – wird die Grundlage dafür sein, dass die „vielköpfige Hydra [20]“ der Ausgebeuteten wieder auftaucht, im globalen Projekt der Veränderung.
Der Artikel erschien zuerst in : Komitee für Grundrechte und Demokratie (Hrsg.), Jahrbuch 2009 : Jenseits der Menschenrechte – Die europäische Flüchtlings- und Migrationspolitik, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2009, 280 S., € 19,90
"Migrantes et migrants, ressources du sous-sol, zones de sécurité. Soulèvement dans la région des mines de phosphates en Tunisie" (2009) ->article1089.html#08]
1. Vue d’ensemble
Depuis janvier 2008, les habitants des régions productrices de phosphate de Tunisie se soulèvent. A cause des rafles permanentes, les jeunes de cette région frontalière désertique proche de l’Algérie ont fui vers les montagnes ou les villes de la côte. La police et l’armée ont coupé du monde extérieur les régions des mines de phosphate. Un black-out bien organisé bloque les nouvelles du soulèvement. Les migrantes et les migrants tunisiens en Europe brisent ce blocage.
L’ensemble de la région est en cours de bouleversement du point de vue économique et de celui de la politique sécuritaire. Des investissements qui se chiffrent en milliards permettent à l’extraction des phosphates de s’effectuer à ciel ouvert en non plus en mines souterraines. Sur le marché mondial, le prix du phosphate brut était resté stable pendant des décennies. Maintenant, il a été multiplié par sept en à peine trois ans, passant de 40 dollars la tonne en 2006 à 323 dollars en mars 2008. Et il continue à grimper. La « Compagnie des Phosphates de Gafsa », une société tunisienne contrôlée par l’Etat, qui a le monopole de l’exploitation du phosphate, aurait obtenu lors de la dernière année un bénéfice de 700 millions d’euros. [21]
D’énormes machines s’attaquent désormais à la montagne. L’exploitation par des galeries, intensive en main d’œuvre, a fait son temps. Les habitants de la région, y compris de nombreux diplômées et diplômés des établissements d’enseignement supérieur, peinent à trouver du travail. La mécanisation de l’exploitation du phosphate a fait chuter le nombre des personnes employées de 14 000 à 5 000 pendant ces trente dernières années. Les rares personnes qui trouvent un nouvel emploi viennent des « réseaux du pouvoir ». Par ailleurs, la contrebande a disparu, car depuis 2007/2008, étroitement surveillée, la région est devenue hermétique. Elle est ainsi transformée en une vaste « zone sécuritaire antiterroriste ». En bordure de la région productrice de phosphate, dans l’oasis de Tozeur, le consortium franco-allemand EADS prévoit un centre de lancement pour vols spatiaux pour le compte de l’Union Européenne.
Dans cet article, nous essaierons de comprendre comment l’accès aux matières premières s’est modifié, en passant des mines de l’époque coloniales aux zones actuellesd’extraction de matières premières, avec leur système de sécurité globalisé. Quel est l’impact de ce changement sur les conflits sociaux ? Mon analyse concerne tout particulièrement le rôle spécifique des migrantes et des migrants. Du fait des modalités de leurs déplacements, ils remettent en cause le concept de zones de sécurité. Ils deviennent des ambassadrices/ambassadeurs des soulèvements locaux.
En introduction, une vue d’ensemble de l’histoire de la région. 84,6 pourcent des phosphates échangés sur le marché mondial proviennent de l’Afrique et du Proche Orient. L’Afrique du Nord (le Maroc, la Tunisie et prochainement aussi l’Algérie) occupe la première place dans ce domaine. Les 120 ans d’histoire de l’exploitation des phosphates y sont étroitement liésà la montée en puissance et au déclin du mouvement anarcho-communiste d’Afrique du Nord. Lors de la construction des lignes de chemin de fer et de l’exploitation des mines, les travailleurs nomades, berbères, tunisiens, algériens, libyens, maltais, italiens, corses et français créèrent un mouvement à l’intérieur des pays de l’Afrique du Nord. [22] Il y a de cela un siècle, le phosphate constituait le pétrole de l’impérialisme. L’histoire de ce pillage fut aussi celle d’une nouvelle sociabilité de résistance, d’une répression colonialiste meurtrière et de conditions de travail nuisibles à la santé. De nos jours,la pneumoconiose est présente partout dans cette région. La poussière soulevée par les installations de transformation de la matière première recouvre le voisinage, qui semble comme enseveli sous une couche de neige. [23]
Dans le cadre du protectionnisme économique et de la politique sociale des années 1930 et 1940, la société mobile et polyglotte de de cette région a été détruite et un nationalisme arabe lui fut imposé, accompagné de conditions d’installation relativement privilégiées ; cette société fut ainsi isolée et séparée socialement des autres populations de la région. Après l’indépendance, les Etats de l’Afrique du Nord ont conservé jusque dans les années 1980 ce modèle de production et de société. Puis ce modèle social fut en crise.
Après l’indépendance, le régime de Bourguiba ne put guère maintenir sous son contrôle la guérilla locale. Il fit assassiner les meneurs connus de la lutte anticolonialiste de cette région. L’une des plus grandes casernes militaires fut construite à Gafsa afin de mater les soulèvements. [24] C’est d’ici qu’en 1981 des groupes armés essayèrent de faire tomber le régime de Bourguiba. En 1984, la région du phosphate devint en Tunisie l’épicentre des « émeutes du pain » qui éclatèrent simultanément dans de nombreux pays du Tiers Monde en réponse aux stratégies du FMI. Les cerveaux qui analysèrent les émeutes du pain développèrent le concept d’un Etat sécuritaire global, c.-à-d. le zonage de la pauvreté ainsi que la sécurisation globale, policière et militaire, des zones productrices de matières premières. [25]
Parti du Sud de la Tunisie, une grève des transports paralysa le pays en 2000.
Cette grève s’étendit ; les étudiantes et les étudiants y prirent part. Les personnes sans travail y participèrent également, souvent en première ligne. Des bâtiments officiels de plus en plus nombreux furent attaqués. Lorsque les travailleurs du pétrole de la ville de Sfax, dans le sud de la Tunisie, s’associèrent à leur tour au mouvement, la police réprima les manifestations dans l’ensemble du pays et emprisonna plusieurs centaines de personnes. [26]
Les troubles sporadiques observés depuis les années 1980 dans cette région et le soulèvement actuel évoquent par plusieurs aspects les luttes qui furent menées en Europe dans les régions des mines de charbon, par exemple en Lorraine ou dans le pays de Galles. Mais le contexte est différent. De nos jours, les plus grands bénéfices sont tirés mondialement de l’exploitation des matières premières. A une époque de destruction monétaire folle et de nouvelle crise des denrées alimentaires, l’exploitation de matières premières peut être comparée avec l’obtention d’une licence d’impression de billets de banque. Cette situation détermine les nouveaux dispositifs globaux, policiers et militaires. La mise en valeur capitalistique des régions productrices de matières premières est une question centrale. Cette situation fait plutôt penser au soulèvement en Iran en 1979, dans le contexte de crises de l’énergie et des denrées alimentaires. Cependant, ce qui est nouveau, ce que le soulèvement actuel dans une région n’ayant que 170 000 habitants a des caractéristiques d’une lutte pour la survie. Les sources de revenus de la population sont détruites.
Le 1er août 2008, EssghaierBelkhiri, 29 ans, fut arrêté dans le port de Tunis. Il vivait en France, à Nantes, et était en route pour sa ville d’origine, Redeyef, situé au centre de la zone alors en soulèvement. Lorsqu’il sortit du ferry, la police l’attendait déjà.
Des centaines de milliers de migrantes et de migrants traversent chaque été la Méditerranée pour rejoindre des membres de leur famille. En Europe, ils ne subissent pas seulement la surveillance usuelle en tant qu’étrangers, mais ils sont également fichés au titre de la lutte antiterroriste, en coopération avec les institutions nord-africaines. Le contrôle de l’immigration commence dès l’achat du ticket pour le ferry. Les premières formalités du contrôle prennent place sur le bateau. Dans le port tunisien, des dispositifs géants permettent l’éclusage des voitures.
Chaque voiture et chaque bagage sont minutieusement fouillés. Il est probable que la police a torturé le migrant EssghaierBelkhiri immédiatement après son arrestation. [27] Le 4 juillet, il aurait été présenté au juge d’instruction à Gafsa, dans le sud tunisien, avec les mêmes accusations que de centaines d’autres inculpés qui furent arrêtés en été dans la région du phosphate. Mais EssghaierBelkhiri n’avait absolument pas participé aux soulèvements. Malgré cela, le juge d’instruction le fit jeter en prison. Le prétexte changea quelques semaines plus tard. Comme il avait un peu d’argent liquide avec lui, il aurait eu l’intention de « financer la rébellion ». C’est pour cela qu’il risque maintenant jusqu’à vingt ans de prison, explique son frère Naceur : « Mais l’argent liquide n’était qu’un prétexte. On ne lui pardonnait pas d’avoir participé à Nantes aux manifestations de soutien à la population de Redeyef ». Une pratique courante de la police tunisienne consiste à arrêter au hasard et à torturer, pour obtenir ainsi des témoignages sur d’autres personnes et des accusations, et surtout, pour intimider et susciter la peur. Comme d’autres, cette arrestation de personnes arrivant en Tunisie pour le début des vacances a conduit de nombreux migrants venant d’Europe à renoncer à rendre visite aux membres de leur famille dans la région tunisienne du phosphate. [28] Lors du Forum Social Européen de Malmö, en Suède, en septembre 2008, on apprit que le procureur de Gafsa avait ouvert une procédure contre 37 migrantes et migrants vivant en France. Ils sont accusés de « formation de bandes organisées » et de « préparation d’attentats ». En fait, ils sont mis en cause du fait de leur solidarité active avec la population soulevée dans la région du phosphate tunisienne. Parmi les personnes poursuivies se trouve également MohiedineCherbib, président de la „Fédération des tunisiens pour une citoyenneté des deux rives“ (FTCR)et membre du „Comité pour le respect des libertés et des droits de l’Homme en Tunisie“ (CRLDHT). La stratégie de l’encerclement a toujours fait partie du répertoire de la lutte contre les soulèvements. Ce qui est par contre nouveau, c’est l’utilisation d’un régime frontalier hostile aux migrants et celle de l’électronique de l’antiterrorisme. Visiblement, la criminalisation de comportements solidaires s’appuie sur le concept de « bande » transfrontalière développé dans le cadre de la lutte contre l’immigration illégale et de la recherche de terroristes.
3 Circulation des expériences
La plus grande communauté tunisienne originaire de la région du phosphate habite à Nantes, en France. C’est grâce à ces migrantes et migrantes que la nouvelle du soulèvement a pu passer. Les nouvelles concernant le soulèvement ne se diffusent plus au moyen de cassettes audio, comme il y a 20 ans, mais avec l’aide du téléphone. Les insurgés envoient avec leur téléphone portable les nombreuses mini-vidéos des manifestations et des actions entreprises, puis celles-ci sont mises sur Internet en Europe. Lorsqu’on entre le nom de « Redeyef” dans un moteur de recherche sur Internet, les 100 premiers résultats obtenus ne concernent ni de la publicité pour le tourisme, ni des données économiques, ni des informations écrites sur le soulèvement, mais seulement YouTube, avec des prises de vue commentées. Et néanmoins, en dehors de la région impliquée, le soulèvement ne fut pas réellement perçu pendant le premier semestre de 2008. Dans les médias tunisiens, on ne trouve ni compte-rendu sérieux, ni images ni indications même indirectes concernant ces évènements graves. La censure des médias et l’autocensure fonctionnent. Il n’y eut pas de rappel à l’ordre de journalistes et il n’y eut pas d’affiche informant sur les soulèvements, ni dans les universités, ni dans les lieux publics. Dans ce domaine également, les syndicats autorisés sont du côté du gouvernement et se taisent (cependant, localement quelques syndicalistes ont quitté leur syndicat). Depuis la Tunisie, on ne peut pas accéder aux pages Internet sur lesquelles on trouve des rapports et des vidéos sur le soulèvement. Un dispositif de sécurité numérique, construit par les polices européenne et tunisienne, par les services secrets et par la branche tunisienne de Siemens, recherche les pages Internet donnant des informations sur cet évènement et les rend inaccessibles. Le public international ne s’intéresse pas aux soulèvements en Afrique du Nord ou au Proche-Orient quand ceux-ci ne correspondent pas au schéma interprétatif belliqueux de la « guerre des cultures » [29] De fait, la région du phosphate est interdite aux journalistes. Un petit nombre de représentants d’organisations de défense des droits de l’homme put accéder à la région suite à des protestations internationales.
Le blocage de l’information fut seulement rompu à partir de juin 2008, lorsque des migrantes et des migrants d’origine tunisienne descendirent dans la rue en France, en Belgique et en Italie, occupèrent des bâtiments et protestèrent de multiples manières. A la suite de ces actions, des manifestations furent tentées également à Tunis et ailleurs en Tunisie, mais elles furent écrasées par la police. Le Monde Diplomatique consacra une page à ce soulèvement dans son édition d’août 2008.
La circulation des expériences grâce aux migrantes et aux migrants n’a pas seulement une signification en tant que phénomène social, que l’on peut appeler une « mondialisation » par le bas. A l’époque de la mise en place de nouvelles zones sécuritaires, l’échange d’expérience personnel contourne les blocages mis à la circulation des personnes et des informations.
4 Chronique du soulèvement.
En janvier 2008, des emplois de la société étatique CFG (Compagnie des phosphates de Gafsa), libérés du fait de départs à la retraite, devaient être pourvus. Un millier de personnes s’étaient porté candidat pour 80 places. Aucun des habitants de la région ne fut retenu.
De ce fait, les employés de la CFG se soulevèrent. Dans les petites villes de Redeyef (Redayef) (30 000 habitants, Oum Elaraïes (Laârayes) etMétlaoui, ce sont surtout les femmes qui descendirent dans la rue pour manifester. Parmi ces femmes se trouvaient de nombreuses veuves de travailleurs des mines décédés suite à des accidents du travail ou des maladies professionnelles. Les centrales syndicales furent occupées et devinrent les centres du soulèvement. Le 7 janvier 2008, des travailleurs des mines, des ménagères et des diplômées / diplômés de l’enseignement supérieur au chômage montèrent des tentes sur les voies de chemin de fer afin de bloquer ainsi l’industrie du phosphate. Ce blocage se maintint pendant un mois et demi. Un groupe de diplômées de l’enseignement supérieur entama une grève de la faim. Bientôt les revendiquations ne portèrent pas seulement sur les emplois à pourvoir, mais sur les conditions de vie, sur l’augmentation des prix, sur le manque d’emplois et sur l’arbitraire politique et policier. Ainsi, à titre d’exemple, le responsable de la ville de Redeyef est en même temps entrepreneur, député, membre du parti gouvernemental et dirigeant de l’administration locale.
Au début, le gouvernement se contenta d’isoler l’ensemble de la région, de la couper du monde extérieur. L’escalade des mesures commença en avril 2008. La police s’attaqua frontalement aux manifestations d’abord hebdomadaires, puis souvent journalières ; elle effectua des rafles chez les proches des syndicalistes qui s’étaient battus du côté des manifestants (entre autres, BoujemaaEchrayti, l’instituteur Adnane Hajji). Elle emprisonna des douzaines de personnes choisies parmi celles présentes fréquemment lors des réunions. Les manifestantes / manifestants attaquèrent la caserne de police avec des pierres et des cocktails Molotov. La pression augmenta si rapidement que les autorités durent relâcher deux semaines plus tardla plupart des personnes arrêtées. Peu de temps plus tard, ces personnes et d’autres furent à nouveau arrêtées. [30] Depuis le mois d’avril, les jets de pierres des manifestantes / manifestants, les matraques, les canons à eau, les gaz lacrymogènes et l’utilisation de chiens par la police font partie de la vie quotidienne dans les villes du phosphate.
Le 8 avril, les instituteurs, les travailleurs de la santé et les enseignants des collèges de Redeyef firent une grève d’un jour pour protester contre la vague d’arrestations. Le 16 avril, des douzaines de familles de chômeurs se sont réfugiées dans la zone frontalière avec l’Algérie, où ils plantèrent des tentes du côté algérien (à Bir El Ater, à 89 km au sud dela Wilaya Tébessa, après le Douar Aïcha Oum Chouicha). Ils exigent des négociations avec les autorités tunisiennes. A Redeyef, les écoles, les commerces et l’ensemble des institutions sont fermés depuis la mi-avril. L’état d’exception a été proclamé pour la ville. De jour, la police pille les commerces et les habitations. Elle emporte les denrées alimentaires, les vêtements et les téléphones portables. Des groupes de jeunes patrouillent la nuit, simplement armés de pierres, afin de protéger les magasins et les maisons. Le 28 avril, 300 diplômés de l’enseignement supérieur organisèrent un sit-in à Gafsa, devant la compagnie du phosphate. Des handicapés manifestèrent devant le siège du parti gouvernemental RCD. Les protestataires organisèrent des barrages sur les routes conduisant à Gafsa et à Metlaoui.
Le 6 mai, le chômeur de 26 ans Hichem Ben Jeddou El Aleimi trouva la mort lors d’une opération d’occupation. Taoufik Ben Salah, 21 ans, tomba dans le coma. Avec d’autres, ils avaient occupé la centrale d’Oum Lârayes afin de provoquer l‘arrêt des pompes à eau de l’installation centrale d’extraction du phosphate de la CPG. Après l’arrêt du courant ainsi provoqué, des jeunes occupèrent les pylônes électriques. Un groupe d’intervention rapide de la police tira des grenades lacrymogènes dans la centrale électrique occupée et la remit en route. Plusieurs personnes subirent de violents chocs électriques. Les premiers secours n’arrivèrent sur les lieux que plusieurs heures après cet accident mortel. Dans l’après-midi du 7 mai, des milliers d’habitants / habitantes de Redeyef quittèrent leur ville pour manifester leur colère contre la police, abandonnant ainsi la ville aux forces de police en maraude. Ils voulaient partir en Algérie pour une durée indéterminée. Mais le soir, sous la pression des syndicalistes, ils retournèrent chez eux.
Fin mai, la police utilisa du gaz lacrymogène contre une manifestation de femmes qui organisaient un meeting de solidarité avec les 14 travailleurs. Depuis le 15 mai, ces travailleurs étaient en grève de la faim pour protester contre leur licenciement. Des batailles de rue s’ensuivirent. Les premiers procès intentés contre des jeunes de la région minière se conclurent par des peines de prison de plusieurs mois.
Depuis la mi-mai, il semble que le malaise s’étend aux régions voisines. Le 22 mai, la population de quelques banlieues de Sfax bloqua l’accès au champ pétrolifère Hannibal, qui est géré par BP, également en signe de protestation contre des recrutements qui ne firent aucune place aux habitants locaux. BP donne maintenant du travail en priorité aux philippins, aux malais et aux égyptiens.
Début juin, des élèves manifestèrent dans la ville de Feriana, située dans une région voisine, à proximité de la frontière algérienne ; des batailles de rue y eurent lieu. Le fait déclencheur était constitué par la décision de l’administration locale ordonnant l’expulsion des marchands ambulants. En riposte, le responsable politique de la manifestation fut attaqué. Dans les jours qui suivirent, 30 élèves ainsi que de jeunes chômeurs qui manifestaient furent arrêtés par la police et la plupart d’entre eux furent condamnés en suivant une procédure d’urgence. [31] Dans la région voisine de Hassi El-Ferid, à proximité dela frontière algérienne, la population aurait enlevé quatre employés de la Garde Nationale pour les cacher dans un endroit tenu secret. Ils exigent de l’administration qu’elle distribue de la nourriture pour le bétail. Dans cette région, l’élevage devient de plus en plus difficile à cause de la sécheresse et des obstacles mis à la contrebande.
Le 2 juin, le jeune Nabil Chagra mourut à Redeyef, lorsqu’il fut heurté par une voiture pendant une manifestation de jeunes chômeurs. Le 5 juin, la police ouvrit le feu sur la foule des manifestants et tua Hafnaoui Ben Ridha HafnaouiMaghzaoui, âgé de 22 ans. 26 personnes furent blessées par balles, la plupart dans le dos. La police tira ensuite des grenades lacrymogènes dans les maisons d’habitation et utilisa des canons à eau. Fin septembre 2008, Abdelkhaleq Ben Mbarek Ben Ahmed Amidi décéda des suites de ses blessures occasionnées par les balles reçues cette journée.
Le 6 juin, l’armée pénétra avec des chars et des camions dans la région du phosphate et prit position dans les principales villes. Le 7 juin, un jour plus tard, le manifestant tué par balles fut enterré. L’enterrement, auquel 5 000 personnes prirent part dont beaucoup de femmes, fait exceptionnel selon la tradition musulmane, fut accompagné par les militaires. [32]
Dans le cadre d’un programme gouvernemental, 700 jeunes d’Oum Larayès auraient été recrutés en mai/juin par un atelier de couture en tant que stagiaires pour un salaire mensuel équivalent à 50 Euros. Ensuite, ils se retrouvèrent à nouveau dans la rue. 50 diplômés / diplômées de l’enseignement supérieur de la région auraient également été recrutés comme stagiaires par un projet pour l’environnement, mais pour la courte durée d’un mois seulement.
Depuis la mi-juin, la police effectua également des rafles en dehors de la région du phosphate, en particulier dans le Gouvernorat voisin de Tozeur. Les agressions de la police ont lieu dans les cafés, sur les marchés et aux arrêts d’autobus. Des jeunes de Redeyef, qui s’étaient réfugiés chez des proches dans la région de Tozeur, ont ainsi été arrêtés. De nombreux jeunes se sont aussi réfugiés dans les montagnes. Du fait de l’occupation policière et militaire des villes et du blocage des routes, la faim devrait venir à bout de leur résistance. Les magasins ont été pillés et restent fermés. Le 29 juin, des groupes de gauche ont essayé dans quelques villes de soutenir par des manifestations la population de la région du phosphate. La police bloqua les routes d’accès et dispersa les manifestations en formation. Depuis le mois de vacances qu’est août, des procédures judiciaires sont instruites contre environ 150 personnes de la région du phosphate. Les tribunaux refusent d’inscrire dans le protocole les déclarations des accusés concernant les tortures subies lors de leur détention par la police.
Lors de ces mêmes jours de juin, alors qu’à Redeyef la police tirait sur la foule des manifestants et qu’ensuite, l’armée fut mobilisée, se déroulèrent des soulèvements de plusieurs jours de la population de la ville d’Oran, en Algérie, et de la ville marocaine de Sidi Ifni. Dans ces villes, plusieurs personnes furent également tuées par balles. Même si les faits déclencheurs de ces troubles étaient différents, ils partagent néanmoins en arrière-plan les mêmes causes sociales. La presse internationale souligne le rôle des blocages politiques et économiques auxquels se heurtent les jeunes de ces pays. [33]
5 Zones de sécurité et nouveau régime frontalier
De l’autre côté de la frontière algéro-tunisienne se met en place un énorme chantier d’extraction du phosphate à ciel ouvert. Le 3 février 2008, l’Etat algérien approuva l’association de « l’Entreprise Nationale du Fer et du Phosphate“ (Ferphos) avec « EngroChemical Pakistan » qui est côté à la bourse de Karachi, créant ainsi un complexe industriel pour l’exploitation du phosphate algérien sur la montagne de Djebel-Onk,près de Bouchegouf, au nord-est de l’Algérie. Des investissements d’un montant de 1,5 milliards de dollars sont prévus. Dans cette même région, des investissements d’un montant de 3 milliards de dollars doivent créer d’ici 2010 d’autres complexes d’extraction du phosphate, cette dernière devant être doublée. [34]
Dans la perspective de ces investissements, la frontière algéro-tunisienne est renforcée dans le cadre de la lutte antiterroriste et remodelée selon un point de vue sécuritaire. La contrebande comme la circulation transfrontalière non déclarée doivent être empêchées. La population locale ainsi que les jeunes, mobiles à l’intérieur de l’espace maghrébin, sont considérés comme une menace grandissante.
On peut prévoir qu’une main d’œuvre asiatique – des spécialistes techniques comme des ouvriers spécialisés – sera recrutée pour l’extraction des matières premières dans les zones de sécurité. Ceci est déjà le cas en Algérie pour quelques grands projets. Logés dans des baraquements, les asiatiques sont séparés de la population grâce à un régime de contrôle spécifique.
La folie sécuritaire qui affecte des frontières et l’exploitation de matières premières constitue un laboratoire pour les techniques militaires. Actuellement, des unités militaires spéciales sont chargées du déminage des zones frontalières maghrébines. Des millions de mines y sont un héritage du colonialisme.
Dans le désert, le contrôle de la circulation des personnes est souvent difficile, qu’il s’agisse des zones de sécurité pour l’extraction de matières premières ou de zones frontalières, car souvent il n’existe pas de clôtures. Comme pour la traversée de mers, les contrôles s’effectuent souvent au niveau des « ports », dans les oasis et sur les routes d’accès. Dans le désert algéro-malien, des convois suspects courent le risque d’être bombardés par des avions. Les suspicions sont diverses et s’amalgament : il pourrait s’agir de Touaregs rebelles, de marchands d’armes, des mouvements incontrôlés de tribus nomades ou de terroristes islamistes. Ces mouvements deviennent suspects quand les déplacements ne peuvent pas être identifiés aux points d’entrée ou de transit. La surveillance aérienne effectuée par des drones semble devenir le mantra militaire des zones de sécurité globales. Actuellement, l’armée algérienne, en coopération avec les armées brésilienne et sud-africaine, essaie de mettre en place une surveillance des régions frontalièrespar satellites. Le gouvernement libyen rassemble des fonds provenant du gouvernement italien et de l’Union Européenne en vue d’une surveillance par satellites des frontières du Sahara. [35] Les objectifs affichés sont la lutte contre « l’immigration illégale » d’Afrique vers l’Europe comme celle contre le terrorisme islamiste. L’annonce n’évoque pas le blocage sécuritaire qui concerne spécifiquement les populations mobiles des régions ayant des réserves de matières premières. [36] La ministre américaine des affaires étrangères Rice recommanda lors de sa visite d’Etat à Alger, le 7 septembre 2008, de renforcer les technologies de surveillance frontalière maghrébines en faisant appel au savoir-faire acquis par les Etats-Unis en matière de surveillance aérienne de la zone frontalière entre l’Irak et la Syrie. Une série impressionnante d’attentats avait auparavant secoué le pays. Les Etats-Unis attendent une « demande d’aide formelle » de l’Algérie. [37] Selon les apparences, les attentats n’avaient rien à voir avec des questions de frontières ou de franchissement de frontières ; la réponse en termes de technologies militaires a visiblement pour objectif la création de zones frontalières sécurisées, en s’inspirant de la guerre en Irak.
6 Bilan
La discussion portant sur les luttes sociales dans les régions d’exploitation de matières premières et dans les zones sécurisées policières et militaires offre une perspective qui va au-delà de la polarisation devenue dominante depuis le 11 septembre 2001. Les réseaux des migrants font circuler des informations dont on « n’a jamais entendu parler » dans les métropoles, malgré l’excès d’information apparent. Cet échange d’expérience – et certes seulement cet échange d’expérience ! – sera la raison principale de la réapparition des « têtes multiples de l’hydre », [38] dans la perspective d’un projet de changement global.
Cet article a d’abord paru dans : Komitee für Grundrechte und Demokratie (Hrsg.), année 2009 : Jenseits der Menschenrechte – Die europäische Flüchtlings- und Migrationspolitik, Edition Westfälisches Dampfboot, Münster 2009, 280 p., € 19,90
"Auch in Algerien war plötzlich die Angst weg
Die jüngsten sozialen Aufstände im Maghreb sind sich ähnlich, unterscheiden sich aber auch" (2011)
Die Revolution in Tunesien hat auch in Algerien soziale Proteste ausgelöst. Der tunesische Hochschulabsolvent Bouazizi, der sich am 17. Dezember aus Protest gegen Behördenwillkür selber verbrannte, wurde auch in Algerien zum gefeierten Märtyrer.
Im gesamten Maghreb haben sich die Armen - und dazu gehören auch arbeitslose Hochschulabsolventen - eine informelle Welt aufgebaut. Man errichtet die Wohnhäuschen selber, betreibt auf dem Strassenpflaster spontane Lebensmittelmärkte und versorgt die Grossstädte mit nicht kontrollierten Dienstleistungen aller Art. Diese informelle Welt ist seit ein paar Monaten verschärften staatlichen Angriffen ausgesetzt. Die polizeiliche Willkür, die wachsenden Schmiergelder, die an die Behördenvertreter zu zahlen sind, die Preiserhöhungen bei Lebensmitteln und die wachsende Arbeitslosigkeit haben seit dem 17. Dezember in Tunesien und seit Anfang Januar in Algerien zu Revolten geführt. Warum haben sie in Tunesien den Sturz des Diktators Ben Ali bewirkt ? Und warum ist Algerien chronisch unruhig, ohne dass es zu einem Umsturz kommt ?
Ben Alis Herrschaftsmodell
In Tunesien begann der Aufstand im Landesinneren, im tiefen Südwesten. Die Gegend, die sich östlich von Kairouan bis an die Grenze zu Algerien erstreckt, ist seit Jahrhunderten marginalisiert. Die Landwirtschaft befindet sich im Niedergang, und der Phosphatabbau bei der Stadt Gafsa wird auf halb automatisierten Betrieb umgestellt. Als dort 2008 ein Aufstand der sozialen Unzufriedenheit ausbrach und sich über ein halbes Jahr hinzog, umzingelte die Polizei die widerspenstigen Städte und schnitt sie über Wochen von der Aussenwelt ab. Sie plünderte, verhaftete und erhielt Schiessbefehl. Im übrigen Tunesien und in der globalisierten Medienwelt war über Monate hinweg nichts davon zu erfahren. Das Regime Ben Ali hatte einen nachrichtenmässigen Blackout verhängt. In Europa gab es eine prinzipielle Lücke der Wahrnehmung : Auseinandersetzungen, die nicht in das Bild der islamistischen Bedrohung passten, waren uninteressant. Erst tunesische Freunde und Verwandte, die in Frankreich wohnten, durchbrachen die Abschottung. Sie stellten die Handy-Clips des Aufstands ins Internet und gingen in Paris auf die Strasse.
Die Stabilität des tunesischen Herrschaftsmodells beruhte auf der sozio-geografischen Aufspaltung der Städte und des gesamten Landes. Landflüchtige siedelten sich 20 Kilometer entfernt vom Zentrum der Hauptstadt an. Ausserhalb von Tunis entstanden neue Verwaltungszentren. Die bekannteste Universität von Tunis wurde in den Vorort La Manouba verlegt. Die arabische Altstadt von Tunis, ein Viertel der städtischen Armut, wollte Ben Alis Vorgänger Bourguiba planieren lassen. Er rückte vom Vorhaben ab, unterwarf die Altstadt aber einer engmaschigen polizeilichen Kontrolle.
Doch die jungen Leute, die mobil und gebildet sind, haben dem tunesischen Herrschaftsmodell einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie sind heute über das gesamte Land und auch bis nach Frankreich miteinander vernetzt, nicht nur über das Internet. In Tunesien studieren inzwischen prozentual so viele Angehörige eines Jahrgangs wie in Europa. Der Frauenanteil ist bei Studierenden wie bei Lehrenden höher als etwa in Deutschland. Eine ähnliche soziale Basis ist in Algerien entstanden. In der gesamten arabischen Welt ist die Zahl der Studierenden in den letzten zehn Jahren um über 250 Prozent angestiegen.
Am 5. Januar begann in wohl allen Städten Nordalgeriens eine soziale Revolte, überall brannten Barrikaden. Die Auseinandersetzungen waren heftiger als in Tunesien. In der Hauptstadt Algier wurden die Strassenschlachten in der unteren Kasbah und im benachbarten Bab El-Oued zum Fanal. Anschliessend errichteten Jugendliche an vielen Stellen in der Stadt und in den Vororten Barrikaden. Über Stunden war Algier von der Umwelt abgeschnitten.
In der Hauptstadt hatten polizeiliche Schikanen gegen ambulante Verkäufer und Zwangsräumungen die Unruhen genährt. Die polizeilichen Räumkommandos richten sich gegen informelle Märkte und gegen Wohnungsbesetzungen, aber auch gegen Immobilienbesitzer, die beim Wohnungskauf vor Jahren mit falschen Papieren getäuscht worden waren. Zwangsgeräumte Familien haben es in Algerien schwer, wieder zu einer geregelten Existenz zu finden, wenn sie keine neue Wohnung mieten können. Ohne angemeldeten Wohnsitz können Studierende kein Examen machen ; junge, nicht angemeldete Männer laufen Gefahr, als Deserteure zur Fahndung ausgeschrieben zu werden.
Teuerungswelle
Die Löhne liegen in Algerien weit unter dem Niveau, wie es in den Nachbarländer üblich ist - obwohl das Land durch die Erdöl- und Erdgasförderung reich geworden ist. Strassenfeger, Hausangestellte, Wächter und ambulante Gemüseverkäufer verdienen monatlich umgerechnet 80 bis 120 Euro. Zum Leben auf dem unterstem Niveau braucht eine Kleinfamilie nach halboffiziellen Berechnungen 400 Euro. Eigenanbau gibt es kaum. Zwar haben noch viele Familien Verwandte auf dem Land. Aber in Algerien ist - anders als in den Nachbarländern - die Subsistenzwirtschaft weitgehend zerstört.
Vor diesem Hintergrund war der jüngste Aufstand im Januar 2011 auch ein Protest gegen die rasant angestiegenen Lebensmittelpreise. Zu Jahresbeginn waren Zucker und Speiseöl schlagartig um 20 Prozent teurer geworden. Man konnte fast von Stunde zu Stunde zusehen, wie die Preise dann weiter erhöht wurden. Zudem tauchte das Gerücht auf, dass das Weizenmehl knapp werde. Vor einigen Bäckereien bildeten sich Schlangen. Die Regierung schob die Schuld den Grossisten zu. Ein Grossteil der Lebensmittel wird importiert.
Das System der Einfuhrzölle und der staatlichen Abgaben ist undurchsichtig. Die Grossisten zahlen wie alle Geschäftsleute in Algerien bar. Stapel von Geldscheinen, Briketts genannt, wechseln an Ort und Stelle die Hand. Da beschloss die Regierung plötzlich, dass der Grosseinkauf der Lebensmittel nur noch mit Checks oder per Banküberweisung beglichen werden dürfe. Statt Abgaben und Schmiergelder unter der Hand würden in Zukunft reguläre Steuern durchgesetzt. Die Banken waren auf solche massenhaften Finanzoperationen nicht eingestellt. Und vor allem wollten die Geschäftsleute nicht auf diesem Wege ihre versteuerbaren Gewinne dokumentiert sehen.
Am 8. Januar, nachdem sich der Aufstand landesweit ausgebreitet hatte und bereits fünf Todesopfer zu beklagen waren, nahm der Staat die Preiserhöhungen bei Zucker und Speiseöl zurück. Alle Razzien gegen die informellen Märkte wurden eingestellt. Die Bagger rückten nicht mehr aus. Am 9. Januar wurden aus Algerien die letzten Scharmützel gemeldet.
Getrennte Milieus
Der entscheidende Unterschied zum tunesischen Geschehen mag darin liegen, dass es in Algerien nicht zu einer spontanen Koalition zwischen Armen und dem liberalem Bürgertum kam. Auch algerische Lehrer, Ärzte und Rechtsanwälte greifen in ihren Kämpfen zu harten Mitteln, sehen sie sich doch schnell Polizeiknüppeln, Verhaftungen und schlimmsten Einschüchterungsmanövern ausgesetzt. Aber die Milieus vermischen sich nicht. Die algerisch-nationalistische Mittelschicht, die in den Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit entstand, richtet sich in Stil und Habitus stärker nach Frankreich aus, von dem man sich politisch erfolgreich abgegrenzt hatte. Der gesellschaftliche Kitt für einen grossen algerischen Aufbruch scheint im Moment noch nicht vorhanden zu sein. Aber wegen der wachsenden Desintegration des Landes sind die weiteren Entwicklungen kaum vorhersehbar.
Im Unterschied zu Tunesien finden in Algerien seit einem Jahrzehnt fast täglich irgendwo im Lande lokale Aufstände statt. Wohnungsnot, Teuerung und die Unterversorgung mit städtischen Dienstleistungen sind die Auslöser. Einen Dialog mit den lokalen Potentaten gibt es nicht. Baumstämme auf den Überlandstrassen, brennende Autoreifen und schliesslich der Sturm auf das Rathaus und auf den Polizeiposten, die geplündert und in Brand gesteckt werden : Dies ist der typische Ablauf einer lokalen Revolte in Algerien.
Eine andere Sprache
Wie kam es Anfang Januar dazu, dass sich der Aufruhr – erstmals seit 1988 - überall in den Grossstädten Nordalgeriens fast gleichzeitig verbreitete ? Die Medien hatten schnell eine Erklärung zur Hand : Die Verbreitung hänge mit der vermehrten Nutzung des Internets vor allem durch arbeitslose Hochschulabsolventen zusammen. Wenn man die Berichte, Fotos und Videoclips auf Twitter, Facebook und vielen Blog-Sites kontinuierlich verfolgt hat, kommt man zu einer anderen These. Zur Jahreswende änderten sich in Algerien wie in Tunesien schlagartig Sprache und Tonlage der Botschaften. Die Angst war weg.
Auch als Ausländer lernte man über die Jahre im Maghreb, dass man über brisante Sachverhalte nur hinter vorgehaltener Hand spricht und sich schriftlich nur in Andeutungen ergeht. Anonymität war Pflicht, schliesslich überwachte die Polizei auch den Internetverkehr. Allzu oft konnte man sich über die Schere im Kopf aufregen.
All das war Anfang Januar 2011 vergessen. Manifeste, Äusserungen der Wut, Artikel über die richtige Taktik im Kampf gegen das Regime, glasklare Analysen - mit einem Mal war alles da, und alles war im Netz zu finden. Im Nu hatte man die Einschätzungen der internationalen Think-Tanks zur Krise in Nordafrika ausgewertet. Man war sich Anfang Januar in Algerien schon sehr sicher, dass der tunesische Ceausescu politisch nicht lange überleben würde – zu einem Zeitpunkt, da sich europäische Medien noch nicht dazu äusserten.
Was in Algerien passieren würde, blieb im Ungewissen. Aber es war klar, dass der Kampf gegen das algerische Regime ungleich härter sein würde. Man hatte nicht vergessen, dass der algerische Herrschaftsapparat bei der Bekämpfung von bürgerkriegsähnlichen Unruhen Erfahrung hat. Algerien ist kein Spitzel- und Polizeistaat wie das Tunesien unter Ben Ali. Aber das Militär schiesst in Algerien schnell. Fast täglich gibt es tote « Terroristen » in der Kabylei. Die paramilitärische Gendarmerie geht gegen lokale Aufstände äusserst rabiat vor.
Das Militär ist auf das Engste mit dem staatlichen Erdöl- und Erdgasunternehmen Sonatrach verbunden und dringt als verlockende Wirtschaftsmacht bis in die Universitäten vor. Die besten Hochschulabsolventen stehen vor der Alternative, unter den Fittichen von Militärs oder Militärfreunden beruflich aufzusteigen - oder in der ewigen Arbeitslosigkeit zu versinken.
Gewiss waren es auch arbeitslose algerische Akademiker, die für die Zirkulation der Berichte über den Aufstand gesorgt haben. Aber diese Gebildeten sind nach dem Studium zu ihren armen Familien zurückgekehrt, sie leben nicht als autonome Individuen, ihr Wissen ist sozial gebunden. Der Dattelverkäufer, bei dem in der Nähe des Grossmarkts in Oran gut einzukaufen war, erzählte stets von seinen Erfahrungen. Er hatte in Darmstadt Elektrotechnik studiert, dort aber nur zeitweise eine Arbeit gefunden und war dann zurückgekehrt.
Wenn es internationale Erfahrungen aus erster Hand beim Dattelverkäufer gibt, der wieder in einer einfachen Siedlung wohnt - dann ist Facebook ein wichtiges, aber nicht das wichtigste Mittel der Verständigung. Entscheidend war, dass die Demonstranten auf der Strasse die Angst verloren hatten, die Angst vor der Folter, vor einem Blutbad. Aber auch davor, in Europa und in der Welt nicht verstanden zu werden. Sie konnten aller Welt vorführen, dass sie nicht gefährliche Islamisten im Kampf gegen aufgeklärte Regime sind, sondern Kämpfer wider despotische Herrschaftssysteme.
- Der aus Berlin stammende Sozialwissenschafter Helmut Dietrich ist zurzeit Stipendiat am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen.
Der Artikel erschien zuerst in : "Neue Zürcher Zeitung" (19.01.2011).
« En Algérie aussi, la peur avait soudain disparu - Les derniers soulèvements sociaux du Maghreb se ressemblent, mais ils présentent aussi des différences » (2011)
La révolution tunisienne a également déclenché des protestations sociales en Algérie. En Algérie aussi,le diplômé de l’enseignement supérieur Bouazizi, qui s’était immolé par le feu le 17 décembre en protestation contre l’arbitraire des administrations, est célébré comme un martyr.
Dans tout le Maghreb, les pauvres – et des diplômés de l’enseignement supérieur au chômage en font partie – ont construit un monde informel. L’on y construit soi-même des maisons d’habitation, l’on crée sur le pavé des rues des marchés d’alimentation spontanés et l’on fournit aux grandes villes des services non contrôlés de tous genres. Depuis quelques mois, ce monde informel est davantage exposé aux attaques des administrations étatiques. Ce qui a conduit à des révoltes depuis le 17 décembre en Tunisie et depuis début janvier en Algérie, c’est l’arbitraire policier, les pots de vin de plus en plus conséquents qu’il faut payer aux représentants des administrations, l’augmentation des prix des denrées alimentaires et la croissance du chômage. Pourquoi ces facteurs ont-ils déclenché en Tunisie la chute du dictateur Ben Ali ? Et pourquoi observe-t-on des troubles chroniques en Algérie sans qu’ils ne conduisent à un renversement du pouvoir ?
Le modèle de gouvernement de Ben Ali
En Tunisie, le soulèvement commença à l’intérieur du pays, au fin fond du sud-ouest. La région qui s’étend à l’est de Kairouan jusqu’à la frontière avec l’Algérie est marginalisée depuis des siècles. L’agriculture y est en déclin et l’exploitation du phosphate à proximité de la ville de Gafsa s’effectue de plus en plus sur un mode semi-automatisé. Lorsqu’en 2008 l’insatisfaction sociale y provoqua un soulèvement qui dura plus de six mois, la police encercla les villes récalcitrantes et les isola pendant des semaines du monde extérieur. Elle pilla, emprisonna et reçut l’ordre de tirer. Aucune information sur ces évènements ne circula dans le reste de la Tunisie ni dans le monde globalisé des médias. Le régime de Ben Ali avait mis en place un blackout portant sur les informations. La perception des évènements était affectée d’un vice de principe en Europe : des conflits qui ne correspondaient pas avec le schéma de la menace islamiste n’étaient pas intéressants. Ce furent seulement des amis tunisiens et des membres des familles qui habitaient en France qui rompirent cet isolement. Ils mirent sur Internet les mini-vidéos prises avec leur portable et manifestèrent dans la rue à Paris.
La stabilité du modèle de gouvernement tunisien reposait sur l’éclatement sociogéographique des villes comme de l’ensemble du pays. L’exode rural créait des peuplements à 20 kilomètres du centre de la capitale. De nouveaux centres administratifs apparaissaient à l’extérieur de Tunis. La plus connue des universités de Tunis fut déplacée dans en banlieue à La Manouba. Le prédécesseur de Ben Ali, Bourguiba, avait voulu raser la vieille ville arabe de Tunis, un quartier marqué par la pauvreté urbaine. Il renonça à cette entreprise, mais soumit la vieille ville à un contrôle policier intense.
Mais les jeunes gens, qui sont mobiles et éduqués, ont fait capoter le modèle de gouvernement tunisien. Aujourd’hui, ils sont en réseau sur l’ensemble du pays et jusqu’en France, et ceci pas seulement par Internet. Le pourcentage de ceux qui, pour une génération donnée, suivent des études est le même en Tunisie et en Europe. Chez les étudiants et les élèves, le pourcentage de femmes est même plus élevé qu’en Allemagne. Ces dernières dix années, le nombre des étudiants a augmenté de plus de250 pour cent dans l’ensemble du monde arabe.
Le 5 janvier, une révolte sociale commença dans l’ensemble des villes du Nord de l’Algérie, partout s’enflammèrent des barricades. Les conflits furent plus violents qu’en Tunisie. Dans la capitale Alger, d’emblématiques batailles de rue se déroulèrent dans la basse Casbah et dans le quartier voisin de Bab El-Oued. Des jeunes érigèrent ensuite des barricades en de nombreux endroits de la ville et dans les banlieues. Pendant plusieurs heures, Alger fut coupé du monde extérieur.
Les tracasseries policières subies par les marchands ambulants et les évacuations forcées avaient nourri les troubles. Les commandos policiers en charge des évacuations forcées s’en prennent aux marchés informels et aux occupations d’habitations, mais aussi aux propriétaires de biens immobiliers qui, lors de l’achat de leur habitation, des années plus tôt, ont été trompés du fait de l’utilisation de faux papiers. En Algérie, il est difficile pour des familles évacuées de force de retrouver une existence normale lorsqu’elles ne peuvent pas louer une nouvelle habitation. Ceux qui suivent des études ne peuvent pas passer d’examen sans domicile déclaré ; des jeunes gens non déclarés courent le risque d’être recherchés comme déserteurs.
La vague des hausses de prix
En Algérie, les salaires sont bien inférieurs à ceux couramment rencontrés dans les pays voisins, bien que le pays soit devenu riche grâce à l’exploitation du pétrole et du gaz naturel. Les balayeurs de rue, les employés de maison, les gardiens et les marchands de légumes gagnent l’équivalent de 80 à 120 Euros par mois. Des estimations semi-officielles établissent que, pour vivre de la façon la plus modeste, une petite famille a besoin de 400 Euros. Il existe peu de jardins potagers privés, même si de nombreuses familles ont encore des relations au village. Mais en Algérie, l’économie de subsistance est détruite dans une large mesure, davantage que dans les pays voisins.
Du fait de cet arrière-plan, le dernier soulèvement, en janvier 2011,fut une protestation contre une hausse des prix démentielle. Au début de l’année, le sucre et l’huile de table s’étaient renchéris de 20 pourcent. Ensuite, on pouvait presque suivre d’heure en heure la montée des prix. De plus, le bruit se répandit que la farine de blé allait manquer. Des queues se formèrent devant quelques boulangeries. Le gouvernement imputa aux grossistes la responsabilité de cette situation. Une grande partie des denrées alimentaires est importée.
Le système des droits de douane et des taxes versés à l’État est opaque. Comme tous les commerçants en Algérie, les grossistes règlent leurs achats en espèces. Des montagnes de billets de banque, appelés briquettes, changent de main sur place. Mais le gouvernement décida soudainement que les achats en gros de denrées alimentaires ne pouvaient plus être réglés que par chèques ou par virements bancaires. Le versement régulier des taxes devait ainsi remplacer dans le futur leur paiement de la main à la main accompagné de dessous de table. Les banques n’étaient pas prêtes pour d’aussi massives transactions financières. Et surtout, les commerçants n’avaient aucune envie de voir ainsi leurs bénéfices soumis à l’impôt devenir visibles.
Le 8 janvier, alors que le soulèvement s’était étendu à l’ensemble du pays et que cinq personnes avaient déjà été tuées, l’État annula l’augmentation des prix du sucre et de l’huile de table. Toutes les rafles portant sur les marchés informels furent suspendues. Les pelles mécaniques n’entrèrent plus en action. En Algérie, les dernières escarmouches furent observées le 9 janvier.
Des milieux séparés
Une différence décisive avec ce qui s’est passé en Tunisie pourrait provenir du fait qu’en Algérie, une coalition spontanée entre les pauvres et la bourgeoisie libérale ne se forma pas. Les instituteurs, médecins et avocats algériens recourent eux aussi à des formes de combat violentes, car ils se voient rapidement exposés aux matraques des policiers, aux arrestations et aux pires manœuvres d’intimidation. Mais les milieux ne se mélangent pas. En Algérie, la couche moyenne nationaliste, qui se forma dans les décennies qui ont suivi l’indépendance, prend davantage modèle sur la France en matière de style et d’habitus, un pays dont politiquement elle s’est séparée avec succès. En ce moment, les préalables sociaux d’un grand soulèvement algérien ne semblent pas réunis. Cependant, en raison de la désintégration croissante du pays, les développements futurs sont difficilement prévisibles.
A la différence de la Tunisie, des soulèvements locaux se produisent de façon quasi quotidienne quelque part en Algérie. Les déclencheurs en sont la crise du logement, la montée des prix et l’insuffisance des services assurés en ville. Il n’existe pas de dialogue avec les potentats locaux. Des troncs d’arbres en travers des routes nationales, des pneus enflammés et, finalement, l’assaut mené contre la mairie et le poste de police, qui seront pillés et incendiés, voilà le déroulement typique d’un soulèvement local en Algérie.
Un autre langage
Comment se fait-il que début janvier, et pour la première fois depuis 1988, le soulèvement se propagea presqu’en même temps dans toutes les grandes villes de l’Algérie du nord ? Les médias avancèrent rapidement une explication : la diffusion avait un rapport avec l’utilisation plus intensive d’Internet par les diplômés de l’enseignement supérieur au chômage. Lorsqu’on a suivi de façon continue les rapports, photos et clips vidéo sur Twitter, sur Facebook et sur de nombreux sites de blogs, on en arrive à une autre thèse. Au moment du changement d’année, le langage et la tonalité des messages changèrent soudainement. La peur avait disparu.
En tant qu’étranger aussi, on apprenait au fil des ans passés au Maghreb qu’on ne parlait des questions délicates qu’avec beaucoup de prudence et que, lorsqu’on s’exprimait par écrit, il fallait se limiter à des allusions. Conserver l’anonymat était une obligation, car finalement la police surveillait également le trafic sur Internet. Cette autocensure constituait bien souvent un sujet d’énervement.
Tout cela fut oublié au début du mois de janvier 2011. Des manifestes, des expressions de colère, des articles sur la bonne tactique dans la lutte contre le régime, des analyses on ne peut plus claires – soudain, tout était là, et on pouvait trouver tout cela sur le réseau. L’évaluation de la crise en Afrique du Nord formulée par les think-tanks internationaux fut exploitée instantanément. Dès début janvier, on était déjà certain en Algérie que, politiquement, le Ceausescu tunisien ne survivrait pas longtemps– à un moment où les médias européens ne s’exprimaient pas encore à ce sujet.
Ce qui se passerait en Algérie demeurait incertain. Mais il était clair que la lutte contre le régime algérien serait incomparablement plus dure. On n’avait pas oublié que l’appareil d’Etat algérien avait une expérience en matière de lutte contre des troubles ayant des similitudes avec une guerre civile. L’Algérie n’est pas un Etat policier de délateurs, comme c’était le cas de la Tunisie sous Ben Ali. Mais en Algérie l’armée fait feu rapidement. Des « terroristes » sont tués en Kabylie presque tous les jours. La gendarmerie paramilitaire mate les soulèvements locaux de façon extrêmement brutale.
L’armée est liée de façon très étroite avec l’entreprise d’État du pétrole et du gaz Sonatrach et, même dans les universités,elle se présente comme une puissance économique séduisante. Les meilleurs diplômés de l’enseignement supérieur sont placés devant l’alternative d’effectuer leur ascension professionnelle sous la protection de l’armée ou des amis de celle-ci ou alors de sombrer dans un chômage définitif.
Certes, les diplômés au chômage algériens ont eux aussi assuré la mise en circulation de rapports sur le soulèvement. Mais les personnes éduquées sont retournées dans leurs familles à la fin de leurs études, elles ne vivent pas comme des individus autonomes, leur savoir est lié socialement. Le vendeur de dattes, chez lequel on pouvait s’approvisionner à bon prix à proximité du grand marché d’Oran, racontait sans cesse ses expériences de vie. Il avait étudié les techniques électroniques à Darmstadt, mais n’y avait trouvé que des emplois temporaires, puis était rentré au pays.
Lorsque des expériences internationales de première main existent chez un vendeur de dattes, qui habite à nouveau dans une cité modeste, alors Facebook constitue un moyen de communication important, mais sans être pour autant le plus important. Ce qui fut décisif, c’est que ceux qui manifestaient dans la rue n’avaient plus peur, ni de la torture, ni d’un bain de sang. Ni aussi la peur de ne pas être compris en Europe ni dans le monde. Ils purent montrer au monde entier qu’ils n’étaient pas de dangereux islamistes en lutte contre des régimes éclairés, mais qu’ils combattaient des systèmes de gouvernement despotiques.
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Le chercheur en sciences sociales Helmut Dietrich, originaire de Berlin, bénéficie actuellement d’une bourse à l’Institut des sciences culturelles d’Essen. ___
Cet article a d’abord paru dans "Neue Zürcher Zeitung" (19.01.2011). ___